Im Allgemeinen bewahrheitet es sich, dass sich unser wirkliches Wesen in unseren Beziehungen offenbart. Darin erkennen wir, wie es um unsere eigene Sanftmut steht.
Normalerweise wird Ärger durch Ärger bewirkt, so wie Feuer durch Feuer
entsteht. Doch die Sanftmut verhindert dieses hitzige Aufeinanderprallen, wodurch der nächste Funke gezündet werden könnte. Sie bewirkt zumindest auf einer Seite eine Milderung und setzt daher dem Unheil ein Ende, denn nur der zweite Funke würde dann zum Streit führen.
Wir sollten als Erstes darauf bedacht sein, den anderen nicht zu provozieren, um Ärger zu vermeiden, und uns allen Menschen gegenüber angemessen verhalten. Denn jeder „von uns soll seinem Nächsten gefallen zum Guten, zur Erbauung“ (Röm 15,2).
Wir lassen uns von unserer Unbesonnenheit und Unüberlegtheit verleiten und richten durch die unbeherrschten Leidenschaften großen Schaden an. Ärgerliche Gedanken, wie auch alle fruchtlosen Gedanken, mögen sich plötzlich im Herzen ansammeln, aber die Sanftmut erträgt es nicht, dass diese sich dort einnisten. Die Gnade der Sanftmut, wenn sie in der Seele vorherrscht, verändert das Temperament und macht es fügsam und lenkbar.
Besonders aber befähigt uns die Sanftmut dazu, über unseren eigenen Zorn zu herrschen, wann immer wir provoziert werden und den Zorn der anderen in Geduld zu ertragen, damit dieser uns selbst nicht provoziert. Die Aufgabe der Sanftmut besteht darin, die Vernunft auf dem Thron der Seele zu behalten, das Verständnis klar und ungetrübt zu bewahren und zu achten, dass unser Urteil tadellos und unvoreingenommen inmitten der größten Herausforderung bleibt. Nur so sind wir fähig, die Situation in das richtige Licht zu stellen.
Gebundene Ausgabe, 160 Seiten
Preis 12,50 €